3 Fragen, 3 Antworten: Ein Gespräch mit der MaLisa Stiftung über ihre aktuelle Studie

Was sind die wichtigsten Erkenntnisse aus der Studie?

Die Studie der Uni Wismar bietet den ersten repräsentativen Überblick, wie geschlechtsspezifische Gewalt in deutschen TV-Programmen dargestellt wird. Die Ergebnisse der Studie machen deutlich, dass es einen bewussteren Umgang mit der Thematik braucht. Denn: Diese Form der Gewalt kommt häufig – in rund einem Drittel der untersuchten Sendungen – vor. Oft handelt es sich um schwere Gewalt gegen Frauen und Kinder. Es gibt aber keine Vorabwarnungen über den Inhalt und es fehlen Beratungs- und Unterstützungsangebote für Betroffene.

Jede dritte Frau in Deutschland hat körperliche und/oder sexualisierte Gewalt erlebt; sprich, auch im Publikum werden viele Betroffene sein. Problematisch ist außerdem, dass die Perspektive der Betroffenen häufig fehlt: Sie kommen nur in acht Prozent der analysierten Programme ausführlich selbst zu Wort. Zudem werden die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der Gewalt nur unzureichend beschrieben.

Wieso ist es so wichtig, sich mit der Darstellung von geschlechtsspezifischer Gewalt in den Medien zu beschäftigen?

Medien prägen unsere Wahrnehmung der Realität und haben somit eine besondere Verantwortung Die Statistiken zu geschlechtsspezifischer Gewalt in Deutschland (und weltweit) sind alarmierend. Gleichzeitig fehlt eine der Dringlichkeit angemessene Aufmerksamkeit in der Gesellschaft und der Politik. Die Medien könnten hier eine wichtige Rolle spielen, um das Thema, die Handlungsbedarfe und mögliche Lösungen stärker ins öffentliche Bewusstsein zu bringen. .

Welche Schlussfolgerungen kann man aus der Studie ziehen? Was muss nun getan werden?

Es ist wichtig, das Bewusstsein der Medienschaffenden zu schärfen. Dafür ist fundiertes Fachwissen notwendig. Hierfür können Expert*innen in der Entwicklungsphase von Programmen einbezogen werden. Eine Verankerung der Themen bereits in der Ausbildung für Medienberufe – beispielsweise in Journalismus-Schulen und Filmhochschulen – spielen hier ebenfalls eine wichtige und nachhaltige Rolle. Bereits vorhandene Lösungsansätze und Tools können hier genutzt werden, wie z.B. die BFF-Tipps für Medienvertreter_innen zur Berichterstattung und zum Umgang mit Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt (https://www.frauen-gegen-gewalt.de/de/ueber-uns/presse/informationen-fuer-die-presse.html). Auch für die Bereiche Fiktion und Unterhaltung könnten maßgeschneiderte Tools entwickelt werden, die Medienschaffende in ihrer Arbeit unterstützen. Es gibt bereits einige gute Ansätze. Zum Beispiel hat sich die UFA bereits auf den Weg gemacht, und wir haben auch von verschiedenen Sendern positive Signale bekommen. Zu anderen Themen, beispielsweise Suizid, hat sich in den letzten Jahren ein bewussterer medialer Umgang etabliert. Das macht deutlich, dass hier schnell positive Veränderungen möglich sind.

Die detaillierten Ergebnisse der Studie finden Sie auf der Website der MaLisa Stiftung unter https://malisastiftung.org/studie_geschlechtsspezifische-gewalt-im-deutschen-fernsehen/.

Wir bedanken uns bei allen Beteiligten für die tolle Arbeit und die wichtigen Ergebnisse!  

Fragen_Antworten_MaLisa Stiftung




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