Farbe bekennen

Der Internationale Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen läutet die Orange Days ein. Soroptimist International Deutschland (SID) legt 16 Tage lang den Fokus auf die Istanbul-Konvention, das Übereinkommen des Europarats zur Bekämpfung von Gewalt. SID-Präsidentin Anne Dörrhöfer sieht in geschlechtsspezifischer Gewalt ein „nicht hinnehmbares Ausmaß an Menschenrechtsverletzungen und setzen in diesem Zusammenhang auf Empowerment und Prävention.“

Auch wenn Corona mit der neuen „Omikron-Variante“ oder die drohende Inflation mit explodierenden Energiekosten und die Beseitigung des Klimawandels im Augenblick mehr in der Öffentlichkeit stehen, ist es wichtig, darauf hinzuweisen, was hinter den Kulissen – Zuhause – passiert. Die Corona-Pandemie hat das Ausmaß geschlechtsspezifischer Gewalt deutlich verstärkt und die Missstände in Sachen Geschlechtergerechtigkeit einmal mehr offengelegt.
Die Orange Days klagen dies an und stehen auch dieses Jahr wieder im Zeichen der nachhaltigen Verwirklichung der Grundrechte von Frauen. Zwischen dem 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, und dem 10. Dezember, dem Internationalen Tag der Menschenrechte, wird weltweit auf die Benachteiligung von Frauen aufmerksam gemacht.
Soroptimist International Deutschland (SID) legt seinen Fokus dieses Jahr auf die Istanbul-Konvention, die Einhaltung ihrer Ziele und besonders auf die Prävention geschlechtsspezifischer Gewalt.
Das „Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt“, wie die Istanbul-Konvention offiziell heißt, ist ein 2011 ausgearbeiteter völkerrechtlicher Vertrag, der verbindliche Rechtsnormen zur Gewaltbekämpfung schafft.

Ein ungenutztes Instrument

Auch die EU selbst könnte die Istanbul-Konvention ratifizieren, hat es aber noch immer nicht getan.
„Wir haben mit der Istanbul-Konvention ein gutes Instrument, mit dem wir deutlich bessere Rahmenbedingungen für die Sicherheit von Mädchen und Frauen schaffen und somit Leben retten könnten – nutzen es aber nur unzureichend“, kritisiert Anne Dörrhöfer, die seit Oktober Präsidentin von SID ist.
Die Organisation kritisiert die mangelnde Bereitschaft einiger europäischer Länder, sich aktiv für die Einhaltung der Istanbul-Konvention einzusetzen.
Von 47 Mitgliedsstaaten des Europarats haben lediglich 34 das Übereinkommen ratifiziert, also den rechtlichen Verpflichtungen des Vertrages zugestimmt.
„Wir können die Bekämpfung der verschiedenen Formen von geschlechtsspezifischer Gewalt nicht im Alleingang lösen. Wir brauchen zwingend die internationale Gemeinschaft“, fordert die Präsidentin.

Soroptimist International Deutschland fordert,

dass die Arbeit der Frauenhäuser und Fachberatungsstellen die notwendige Förderung und finanzielle Absicherung bekommen, die die Konvention in Artikel 8 und 9 vorschreibt.

Globale Herausforderung

Die Pandemie und ihre Auswirkungen auf allen Ebenen seien der letzte Weckruf, um zu erkennen, dass nur globale Herangehensweisen und Lösungen zu nachhaltigen Veränderungen führen.
„Empowerment von Frauen ist essenziell für die Gewaltprävention. Wir alle – Frauenorganisationen, Politik, Wirtschaft, Männer, Frauen und die gesamte Gesellschaft – sind aufgerufen, Frauen zu empowern und ihnen die Rahmenbedingungen zu schaffen, in denen sie sich gleichberechtigt in alle Bereiche des Zusammenlebens einbringen können“, mahnt Anne Dörrhöfer.
Die derzeitige Dimension geschlechtsbezogener Gewalt sei ein nicht hinnehmbares Ausmaß an Menschenrechtsverletzungen.
„Wenn wir nicht überall auf der Welt beginnen, gegenseitigen Respekt und Solidarität zu lehren, verlieren wir große Teile unserer Gesellschaft.“ Die präventive Arbeit etwa zum Abbau veralteter Rollenbilder müsse den Diskurs in Zukunft prägen. Denn allein die Notwendigkeit der Orange Days zeige, „wie viel wir zu tun haben.“
Soroptimist International Deutschland und seine mehr als 220 Clubs in Deutschland beteiligen sich deshalb mit verschiedenen Online- und Offline Aktionen an den 16 Tagen zur Bekämpfung der Gewalt gegen Frauen.

 




YouTubeFacebookTwitterInstagramPodcast
Top