Das Gesetz zur Frauenquote gilt zwar erst ab August 2022, dennoch gibt
es schon jetzt Effekte. Bereits 15 der betroffenen börsennotierten Konzerne haben seit Bekanntgabe der Gesetzespläne im Oktober 2020 eine Frau in den Vorstand berufen. Der Frauenanteil in den Vorständen der derzeit 183
im Dax, Mdax und Sdax sowie der im Regulierten Markt notierten, paritätisch mitbestimmten Unternehmen, ist auf 14,7 Prozent gestiegen.
Zum Vergleich: 2021 waren es noch 13 Prozent.
„Die gesetzliche Vorgabe von 30 Prozent Frauen in Aufsichtsräten wird offensichtlich von vielen Unternehmen als Höchstgrenze missverstanden, denn in den Aufsichtsräten sieht die Situation etwas anders aus. Dort stagniert der Frauenanteil bei 33,5 Prozent (2021: 33,2 Prozent)“.
Das geht aus dem aktuellen Women-on-Board-Index von FidAR (Frauen in die Aufsichtsräte) mit Stand April 2022
hervor. Die Studie wurde am 30.06.22 anlässlich des Auslaufens der ersten regulären Fünfjahresfrist zur Umsetzung
der freiwilligen Zielgrößen veröffentlicht.
Hier schreibt ein seit 2015 geltendes Gesetz eine Quote von 30 Prozent für die rund 100 größten börsennotierten und mitbestimmungspflichtigen Unternehmen vor. Bei den aktuell 101 betroffenen Firmen sank der Frauenanteil im Aufsichtsrat leicht auf 35,6 Prozent (2021: 35,9 Prozent).
In den anderen 82 Unternehmen stieg er von 24,5 Prozent auf 27,1 Prozent. Lediglich 41 dieser Firmen erreichten eine Quote von 30 Prozent.
Der aktuelle WOB-Index zeigt einmal mehr: Gesetzliche Quoten wirken. „Wir brauchen feste Quoten, um die gleichberechtigte Teilhabe in Führungspositionen durchzusetzen", sagte Bundesfrauenministerin Lisa Paus
von Bündnis 90/Die Grünen.
Ab 1. August des laufenden Jahres müssen börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als
2000 Beschäftigten und mehr als drei Vorständen bei der Neubesetzung in dem Gremium darauf achten, dass mindestens eine Frau in der Top-Etage sitzt. Andere börsennotierte oder mitbestimmte Unternehmen, die nicht unter die Mindestvorgabe fallen, müssen begründen, wenn sie ihren Vorstand ohne Frauen planen - wenn sie also eine "Zielgröße Null" in ihren Berichten angeben.
Die Mindestvorgabe gilt allerdings aktuell nur für 62 Konzerne. In diesen ist der Anteil der Topmanagerinnen der Studie zufolge mit 16,2 Prozent aktuell höher als in Firmen, die nicht der Quote unterliegen (12,5 Prozent). Nach Einschätzung von FIDAR-Gründungspräsidentin Monika Schulz-Strelow bringt das Mindestbeteiligungsgebot zwar Bewegung in die Vorstandsetagen. "Doch 62 betroffene Unternehmen sind einfach zu wenige, um der gleichberechtigten Teilhabe in der DAX-Konzernflotte richtig Schwung zu verleihen", mahnte Schulz-Strelow. "44 Unternehmen mit frauenfreier Vorstandsetage und weiterhin mit Zielgröße Null für den Vorstand sind inakzeptabel." Quelle: ntv.de, chl/dpa